Montag, 28. Mai 2007

Karhunkierros - der Bärenweg

Am Freitag packte mich wieder die Wanderlust. Nachdem ich am Vormittag alle Formalitäten auf der Uni abschließen konnte beschloss ich kurzherhand, in den äußersten Osten Finnlands aufzubrechen. Mein Ziel war der berühmte Bärenweg; eine 80km lange Wanderung durch den Oulanka-Nationalpark an der Grenze zu Russland. Nach Studie des Busplanes und des Wetterberichts packte ich schnell meine sieben Sachen und verschwand in Richtung Kuusamo. Da so kurzfristig niemand mitwollte, ich aber diesen Weg unbedingt noch vor meiner Abreise machen wollte, zog ich alleine los. Ich erreichte gegen 17 Uhr den Ausgangspunkt Ruka, ein Wintersportzentrum in der Nähe von Kuusamo (am Foto sieht man die Sprungschanze). Von dort ging es erst einmal auf sehr felsigem und steilem Terrain zu einer Berghütte am Valtavaara (492m) und dann weiter zu meiner ersten Unterkunft - eine Hütte, welche mitten in einem Wildbach errichtet wurde - sehr aufregend. Dort traf ich 2 Studenten aus Oulu, welche allerdings in die entgegengesetze Richtung unterwegs waren. Die erste Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen, da das Wasserrauschen vom Wildbach unter meiner Schlafstätte ziemlich laut war. Auch die Tatsache, dass es nicht mehr dunkel wird, erleichtert das Schlafen nicht unbedingt. Weiters tauchten bereits die ersten Mücken auf.
Generell war der Weg sehr gut markiert und ohne Probleme zu finden. Schwierige oder sumpfige Passagen wurden mit Holzbalken oder -stufen begehbar gemacht. In manchen Tälern und an den Rändern der tiefen Schluchten lag noch Schnee und Eis und einige Seen waren auch noch leicht zugefroren. Die Temperaturen waren aber durchwegs sehr angenehm, sodass ich keine warme Kleidung anziehen musste.
Der Samstag begann regnerisch, ich konnte aber auf trockenem Wege meine Mittagsrast am Wasserfall "Jyrävä" erreichen. Dort gab es erst einmal Nudeln, welche ich jedoch mit Holzstäbchen essen musste, da ich mein Besteck vergessen haben (selbst schuld). Weiter ging es dann entlang der Schlucht des "Kitkanjoki" (joki=Fluss) über eine Hängebrücke zu meiner Nachmittagspause am "Kulmakkajärvi" (järvi=See). Dort versuchte ich ein Lagerfeuer zu entfachen, was mich am Schluss eine Dreiviertelstunde gekostet hat, da das Holz anscheinend nicht ganz trocken war (selbst die mitleidige Brennspiritusspende eines Finnen half nicht viel). Aber ich konnte meine "Makkara" (Grillwurst) grillen und gestärkt zu meiner Schlafstätte am Oulankajoki aufbrechen - eine Hütte mit 20 Schlafplätzen. Da ich erst zu Sonnenuntergang (ca. 23:30) nach 37,5 km dort ankam, haben die anderen 5 Leute, welche vor mir da waren, schon geschlafen, sodass ich gleich nach einem kurzen Waschgang im See in meinen Schlafsack schlüpfte.

Der Sonntag begann mit strahlendem Sonnenschein und einem Frühstück, bestehend aus Hagebuttentee, Nutella und Knäckebrot. Danach verlief die Route den ganzen Tag entlang der Schluchten des Oulankajoki, vorbei an kleinen Seen und einigen Stromschnellen. Die größten sind der "Taivalköngäs" samt Hängebrücke und der "Kiutaköngäs" mit seinen roten Dolomitfelsen. Der Tag war mit 20.5km auch nicht so anstrengend, somit blieb genug Zeit, die Landschaft zu genießen. Ich erreichte mein Ziel, eine Hütte am Eingang zum Oulanka-Canyon über eine weitere Hängebrücke schon am frühen Nachmittag und kurz darauf gesellten sich auch ein Amerikaner und 3 Finnen zu mir. Da der Amerikaner kein finnisch konnte und die Finnen kein englisch, konnte ich meine paar Brocken finnisch einmal in der Praxis anwenden - und zum Austausch der wichtigsten Informationen reichte es (war echt stolz).
Heute erwachte ich wieder bei strahlendem Sonnenschein und legte die letzten 15km der Tour bis nach "Hautjärvi" zurück. Dieser Streckenabschnitt verlief hauptsächlich durch Moore und ebene Kiefernwälder.

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