Samstag, 20. Jänner 2007

2-Tages-Wanderung in Iso-Syöte

So, nun bin ich wieder zurück von der wunderschönen, wenn auch eisig kalten Wanderung durch den Süden von Lappland. Mit von der Partie waren Daniel (München), Paul (Australien), Nadine (Südafrika), Marko (Österreich) u. natürlich ich. Unser Ziel war Iso-Syöte, ein Wintersportgebiet ca. 140 Strassenkilometer nordöstlich von Oulu und ca. 100 km südlich des Polarkreises. Die Anfahrt mit dem Auto gestaltete sich als recht langwierig, da die Strasse schneebedeckt u. eisig war. Des weiteren darf man auf den Strassen selten schneller als 80 km/h fahren, über sehr lange Strecken kamen wir gar nur mit 60 km/h voran. Es muss aber gesagt werden, dass bei diesen Strassenverhältnissen ohnehin keine höheren Geschwindigkeiten möglich sind.
Beim Losgehen herrschte etwas Bewölkung, leichter Schneefall und die Temperatur betrug um die -7°C. Es wurde den ganzen Tag über auch nicht viel kälter. Die Wanderung war traumhaft vom ersten Schritt an. Gleich zu Beginn liefen uns Rentiere über den Weg, die Sonne blinzelte zwischen den Wolken hervor und wir kamen relativ schnell voran. Am Anfang verlief der Weg entlang gespurter Langlaufloipen. Nach ca. 3 Stunden kamen wir zu einer ersten Übernachtungsmöglichkeit (eine Hütte mit Kamin u. Schlafkojen, für jedermann offen und gratis). Da es erst kurz nach Mittag war, entschlossen wir uns, zur nächsten Hütte, ca 6 km entfernt, weiterzuwandern. Da jedoch dieser Weg nicht mehr gespurt war, mussten wir durch teilweise knietiefen Schnee stapfen. Da nur Daniel u. Marko Gamaschen an den Beinen hatten, "durften" diese beiden das Spuren übernehmen. Nadine, Paul u. ich gingen hinterher. Wir unterschätzten jedoch das Wandern im Tiefschnee erheblich, darum kamen wir erst nach Sonnenuntergang an unserem Ziel, einer Hütte an einem kleine See, an. Gott sei Dank war der Weg gut markiert, sodass wir mit Stirn- u. Taschenlampen die Hütte nach insgesamt ca. 13 km auf direktem Wege erreichen konnten.
Die erste Tätigkeit dort hieß Feuer machen, da es in der Hütte die gleiche Temperatur wie im Freien hatte. Als nächstes wurden Spaghetti gekocht und mit Basilikumpesto serviert - ein wahres Festmahl nach der anstrengenden Wanderung. Nach einigen Tassen Tee u. ein wenig Hüttengaudi ging es dann ab in den Schlafsack. Ich bin noch zweimal in der Nacht aufgestanden, um nach Nordlichtern Ausschau zu halten, konnte aber keine entdecken (in Oulu wurden um 22 Uhr Nordlichter für 10 Minuten gesichtet - Pech gehabt). In der Nacht kühlte es im Freien auf unglaubliche -28 °C ab, was uns auch in der Hütte Temperaturen von unter 0 °C bescherte (die Schuhe waren am Morgen am Boden festgefroren, die Fenster waren voll mit Eisblumen). Sofort wurde wieder Feuer gemacht, gefrühstückt (Brot, Marmelade, Käse, Wurst, Kekse) und die Hütte aufgeräumt.
Beim Weggehen am Morgen betrugen die Temperaturen frostige -24°C und es wurde den ganzen Tag über nicht wärmer als -19°C. So stapften wir mit eisigen Zehen u. Fingern durch Pulverschnee zurück in Richtung Auto, dabei nahmen wir aufgrund der Kälte den kürzesten Weg von 9 km. Ich habe 3 mal die Handschuhe für Fotos ausgezogen, nach dem 3. Mal konnte ich meine Finger kaum noch wärmen. Innerhalb von kürzester Zeit war sogar das Innere meines Handschuhs gefroren. Wir wurden jedoch mit einem traumhaft klaren Tag belohnt. Diese erste Wanderung bei für mich so extremen Bedingungen werde ich wohl nicht so schnell vergessen.

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