Donnerstag, 1. März 2007

Hailuoto

Heute haben wir (Barbora, Jakub und ich) einen Ausflug nach Hailuoto, einer kleinen Insel ca. 7 km vor Oulu, gemacht. Hailuoto ist eine kleine, aber selbständige Gemeinde mit ca. 1000 Einwohnern, von denen die meisten in einem kleinen Dorf in der Mitte der Insel, in Kirkonkylä, wohnen. Die Insel ist ca. 200 km² groß und man kann sie momentan mit dem Auto mittels einer Eis-Straße (über das gefrorene Meer) oder mit dem Bus mittels Fähre erreichen. Der Bus fährt nicht auf der Eis-Straße, da er zu schwer für das Eis ist (nehme ich an). Da wir hier allerdings kein Auto haben, mussten wir uns für den Bus entscheiden. Die Überfahrt war für mich sehr aufregend, da ich noch nie mit einem Schiff über das gefrorene Meer gefahren bin. Die Fähre hat sich ihren Weg unter lautem Gerumpel durch eine Schneise aus Eisschollen gebahnt. Man konnte größere Eisschollen unter dem Schiff hindurchgleiten spüren. Wirklich große Brocken haben die Fähre sogar ein wenig angehoben. Die Überfahrt hat ca. 20-30 Minuten gedauert.
Der Hafen von Hailuoto befindet sich im Osten der Insel. Von dort sind wir mit dem Bus ca. 30km bis ans Westende der Insel, nach Marjaniemi, gefahren. Dort befindet sich ein Leuchtturm samt kleinem Hafen, eine Ferienhaus-Siedlung und 3 Windräder. Der Blick über die gefrorene bottnische See war wunderbar. Man konnte das Meer fast nicht vom Himmel unterscheiden, der Horizont wurde nur durch eine dünne Linie vom übrigen Hellblau getrennt. Dieser Effekt wurde durch das diesige Schneewetter verstärkt.
Von Marjaniemi sind wir dann an der Südküste entlang und dann in die Mitte der Insel, zum Dorf, gewandert. Insgesamt waren es 16 Kilometer durch endlose Wälder und über zugefrorene Moore. Von Zeit zu Zeit konnte man das Meer und die vorgelagerten Sanddünen zwischen den Bäumen hindurch sehen - natürlich alles schneebedeckt und vereist. Auch das Wetter hat sich tagsüber gebessert, es gab sogar ein wenig Sonne.

Ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel auf der Insel wie am Festland ist der "Einkaufsschlitten" - ein Wort, dass ich gerade erfunden habe. Ich finde aber, dass dieses Wort die Funktion recht gut beschreibt - siehe Bild rechts.

Wir sind insgesamt fast 6 Stunden gelaufen, haben in dieser Zeit aber keine Menschenseele angetroffen. Die Frau mit dem Schlitten habe ich im Dorf aus dem Bus heraus fotografiert. Entlang der Küste gibt es zwar viele Häuser, diese dürften aber nur im Sommer bewohnt sein. Diese "Ferienhäuser" sind teilweise aber so groß wie normale Einfamilienhäuser oder größer; natürlich gibt es auch niedliche kleine Häuschen wie man sie aus den Prospekten kennt.
Im Inneren der Insel gibt es einige Seen, Moore, weite Felder und Wiesen und sehr viel Landwirtschaft. Was genau dort angebaut wird, kann ich leider nicht sagen. Ich nehme aber an, dass es Roggen ist, da die meisten Brotsorten hier aus Roggenmehl hergestellt werden.
Eine weitere Besonderheit der Insel ist die Kirche - ein moderner Bau, der sich in meinen Augen aber sehr gut in die Landschaft einpasst (siehe vorletztes Foto). Das wirklich andersartige hier sind aber die Friedhöfe. Ich habe schon welche in anderen Dörfern gesehen, und alle befanden sich mitten in Wäldern (letztes Foto). Es sieht seltsam aus, Grabsteine im Wald stehen zu sehen - aber Finnen haben wahrscheinlich einen sehr starken Bezug zu ihren Wäldern, anscheinend auch nach dem Tod.
Im Dorf mussten wir dann von 17 Uhr bis 18:30 Uhr auf den Bus warten, da nur 4 Busse pro Tag die Insel besuchen - 2 am Morgen und 2 am Abend. Zuerst haben wir in einer Tankstelle ausgeharrt, diese hat aber um 17:30 geschlossen, sodass wir in ein kleines Lokal ausweichen mussten, in dem sich einige Finnen und eine betrunkene Finnin aufhielten. Dort waren wir die Hauptattraktion des Tages - 3 Ausländer im Winter auf Hailuoto! Die Frau hat sich prompt zu uns gesetzt und sich mit uns unterhalten. Zu unserer Überraschung hat sie mit uns auf englisch und deutsch gelallt - auch ein paar finnische Ausdrücke versuchte sie uns beizubringen, vieles konnten wir aber nicht verstehen, sodass wir einfach freundlich zurücklächelten und nickten. Zum Glück war der Busfahrer pünktlich und wir konnten dieser netten Gesellschaft entkommen.
Der Busfahrer hier ist gleichzeitig der Postbote und der Brötchenzusteller. Er hat am Morgen Lebensmittel für die 2 kleinen Supermärkte und die Post von Oulu mitgebracht. Am Abend ist er dann mit der neuen Post zum Postamt nach Oulu gefahren, was die Fahrt natürlich verzögert hat. Aber wenigsten wissen wir jetzt, wo das Hauptpostamt in Oulu ist.

Ein Video von der Übefahrt gibt es hier:
Überfahrt auf Fähre

Keine Kommentare: